Komödie in drei Akten von Carlo Goldini
Deutsch von Otto Müller
Regie: Klaus Gamper
Premiere: 25. Oktober 1987
Schauplatz ist eine Locanda, eine Art Hotel Garni, in Florenz; Mirandolina ist eine hübsche und intelligente Wirtin. Von den Männern verehrt, hat sie nur Spott für ihre Verehrer, obwohl sie zur treuen Ehefrau wie geschaffen scheint.
Zwei ihrer Verehrer sind lächerlich bis tragikomisch: der verarmte, ewig schmarotzende, doch grotesk adelsstolze und hochmütige Machese die Forlipopoli, und dder materialistische Albafiorita.Der fast ebenbürtige Gegenspieler Mirandolinas ist der Cavaliere di Ripafratta, ein selbstzufriedener Junggeselle, der die Frauen ungefähr so störend empfindet, wie Mirandolina die Männer.
Mit List, mit geheucheltem Verständnis für seine Eigenart, mit Koketterie in der Maske der Biederkeit, mit eienr völlig naiven Durchtriebenheit macht Mirandolina den Frauenfeind in sich verliebt: des Widerspenstigen Zähmung durch Intelligenz und Manieren – ein Triumph freilich, der sie, während sie ihn noch auskostet, schon beschämt, so dass sie nun erst reif wird, den redlichen Kellner Fabrizio zu heiraten, der allein ihrem Stand entspricht und der unter ihrem Spiel in mühsam gedämpfter Eifersucht schwer gelitten hat. Dieses Ende enthält eine Spitze gegen die von Mirandolina gefoppte Aristokratie.
Der Geist der Commedia dell’arte kann sich durch zwei Diener einschleichen; er wirbelt offen als Episode zweier abenteuerlustiger, hochstapelnder Schauspielerinnen, Ortensia und Dejanira, durch dieses graziöse Lustspiel der feineren und tieferen Empfindungen. Der florentinische Alltag duftet nach Küche, frischer Wäsche und bei allem Übermut nach bürgerlicher Sittsamkeit
Zum Autor:
Goldoni war Venezianer, geboren am 25. Februar 1707 im Palazzo Cent’anni, der heute Casa Goldoni heißt und das Theatermuseum beherbergt. Sein Großvater konnte es sich noch leisten, sich in einer Villa am Lido ein eigenes Theater einzurichten und dafür Schauspieler und Sänger zu engagieren. Viel Geld blieb da für Carlos Vater nicht übrig, der ebenfalls in das Theater vernarrt, doch gezwungen warm einen Brotberuf zu ergreifen; er wurde Arzt in Chioggia.
Der damals zehnjährige Carlo war Schüler einer Dominikaner-Pension in Rimini, riß von dort aus und fuhr mit einer Schauspielertruppe nach Chioggia zurück, wo der Dirketor der Truppe ein gutes Wort für ihn bei seinem Vater einlegte. Durch Protektion erhielt er eine Freistelle in einem geistlichen Institut in Pavia, wo er, gerade 16 Jahre alt, den Entschluß fasste, Italien ein Theater zu schenken, das mit den Bühnen der Spanier, Franzosen und Engländer konkurrieren kann.
Doch zunächst flog er von der Schule, weil er eine “Atellane”, eine Satire, auf die vornehmen Familien Pavias geschrieben hatte. Der Tod seines Vaters zwang ihn, seine Familie zu unterstützen; er wurde Sekretär bei verschiedenen hohen Beamten un verfaßte nebenbei Theaterstücke, die er später aber in seine Gesamtwerke nicht aufnahm. In Padua holter er sich den juristischen Doktor, wurde Advokat in Venedig, nahm aber die erste Gelegenheit wahr, sich der Truppe des Direktors Imer anzuschließen udn erprobte mit den Schauspielern seine neuen Ideen.
In Genua lernte er Nicoletta, seine künftige Frau, kennen. Er wurde genuesischer Konsul in Venedig, gab für Repräsentation mehr Geld aus als er hatte, war vier Jahre rechtsanwalt in Pisa und schrieb nebenbei immer wieder Theaterstücke. Der Erfolg stellte sich ein und so hatte Goldoni einige große Theaterstationen erlebt, bis er 1762 einem Ruf des französischen Königs, Ludwig XV., nach Paris folgte, woe er als Direktor den Zerfall der “Comédie italienne”, der italienischen Komödie, aufhalten sollte. Die “Comédie francaise” mit ihrem Moliére-Repertoire war zwar damals beliebter, aber bei den Italienern wollte das Publikum natürlich trotzdem Commédia dell’arte sehen: Goldoni musste also auf eine Theaterform zurückgreifen, die er schon überwunden hatte. Es gelang ihm trotz Selbstverleugnung seines Stils nicht, die “Comédie italienne” zu retten.
Inzwischen wurden seine Stück gedruckt verbreitet und in den europäischen Theaterstädten viel gespielt. Goldoni übernahm das Amt eines Sprachlehrers und Vorlesers der königlichen Prinzessinen am Hofe Ludwigs XV. und später auch Ludwig XVI. Mit seiner französisch geschriebenen Komödie “Le bourru bienfaisant” (“Der wohltätige Griesgram”) hatte er noch einen großen Erfolg. 1787 vollendete er – in französischer Sprache – seine aufschlußreichen und liebenswürdigen Memouren, von denen Königign Marie Antoinette 25 Exemplare subskribierte. Zwei Jahre später verlor er durch die Französische Revolution seine Pension, mit der ihn Ludwig XVI. beschenkt hatte. Sein Name verschwand aus dem öffentlichen Gespräch, er verarmte und erblindete. Schließlich gewährte ihm die Nationalversammlung, gedrängt von Joseph, dem Bruder des Dichters Andrè Chnier, wieder seine Jahresrente: am 6. Februar 1793, an seinem Todestag.
Alle Spieltermine (1987/1988):
im Oktober | Mi, 20:00 Uhr | 28. Oktober |
Fr, 20:00 Uhr | 30. Oktober | |
im November | Mi, 20:00 Uhr | 04. November |
Mi, 20:00 Uhr | 11. November | |
So, 17:00 Uhr | 15. November | |
Mi, 20:00 Uhr | 18. November | |
Fr, 20:00 Uhr | 20. November | |
So, 17:00 Uhr | 22. November | |
Mi, 20:00 Uhr | 25. November | |
Fr, 20:00 Uhr | 27. November | |
im Dezember | Fr, 20:00 Uhr | 04. Dezember |
Mi, 20:00 Uhr | 09. Dezember | |
Fr, 20:00 Uhr | 11. Dezember | |
im Januar | Mi, 20:00 Uhr | 20. Januar |
Fr, 20:00 Uhr | 22. Januar | |
Fr, 20:00 Uhr | 29. Januar | |
im Februar | So, 17:00 Uhr | 07. Februar |
Fr, 20:00 Uhr | 19. Februar | |
So, 17:00 Uhr | 28. Februar | |
im März | Fr, 20:00 Uhr | 04. März |
So, 17:00 Uhr | 06. März | |
Fr, 20:00 Uhr | 11. März |
Darsteller
Cavaliere die Rapafratta | Karl-Heinz Hofmann |
Marchese di Forlipopoli | Uwe Reuschel |
Conte Albafiorita | Roland Schmitt-Raiser |
Mirandolina | Viola Bielenberg |
Ortensia | Brigitte Bromacher |
Dejanira | Brigitte Schulz |
Fabriazio | Wolfram Becker |
Diener des Cavaliere | Karl Benk |
Signora Alma | Hildegard Gronau |
Florindo | Wilfried Berndt |
Hinter den Kulissen
Bühnenbild | Johannes Bielenberg |
Technik | Andres Zarra Jan Körting |
Maske | Heike Tölle |
Souffleuse & Requisite | Ute Biglmeier |