Wir über uns

Wie alles begann

Wer hätte in den Anfangstagen gedacht, dass sich das Neue Kellertheater Wetzlar einmal als nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Wetzlarer Kulturlebens etablieren würde, dessen Ruf weit über die Grenzen Wetzlars hinaus geht?

Begonnen hat alles mit einer Zeitungsannonce, mit der Karl Benk Theaterinteressierte aufforderte, sich zwecks Gründung einer Theatergruppe zu melden. 35 Leute folgten seiner Aufforderung. Diese Gruppe löste sich jedoch nach kurzer Zeit wieder auf. Geblieben war der Fundus des sich auflösenden Theaters und die Spielstätte – ein Keller in der Altenberger Straße 6.

Nachdem sich dem verbleibenden Rest der ursprünglichen Gruppe sieben weitere Personen angeschlossen hatten, wurde am 21. April 1975 ein Amateurtheater gegründet, das sich in Anlehnung an die neue/alte Spielstätte den Namen „Neues Kellertheater Wetzlar “ gab.

Mit guten Komödien ein breites Publikum zu begeistern, war fortan das Ziel der Amateur- Schauspieler. Bereits im Frühjahr 1975 startete mit dem Zweiakter „Die Prüfung“ von Frank Thiess der Spielbetrieb der jungen Bühne. Noch im gleichen Jahr wurde das Theater Mitglied im Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT).

Bald war klar, dass das Theaterspielen beim Neuen Kellertheater mehr als eine einfache Freizeitbeschäftigung ist, waren doch alle Aspekte eines ordentlichen Theaterbetriebes abzudecken: Bühnenbilder, Requisiten und Kostüme entstanden in Eigenarbeit und das breite Fortbildungsangebot des BDAT wurde rege genutzt.

Zwei Jahre behielt das Neue Kellertheater sein „ererbtes“ Domizil in der Altenberger Straße.
Dann hatte man im Foyer des Wetzlarer Hofes eine neue, größere Bleibe gefunden. 110 Plätze fasste das von der Stadt Wetzlar hergerichtete Theaterfoyer. Die großzügige Unterstützung seitens der Stadt ermöglichte den stetigen Ausbau des Theaters, das 1981 mit einer neuen Bestuhlung noch einmal umgestaltet wurde und danach 89 Personen Platz bot.
Im November 1977 wurde mit der Peter-Ustinov-Komödie „Halb auf dem Baum“ die erste Spielzeit im „neuen“ Haus erfolgreich eröffnet.

1978 konnte Abdul Kunze, Assistent des damaligen Oberspielleiters Henry Hohenemser am Gießener Stadttheater, als Regisseur gewonnen werden.

Als dieser 1983 seine Mitarbeit in Wetzlar beenden musste, konnte man einen jungen Schauspieler aus dem Gießener Ensemble gewinnen, der sich einmal als Regisseur versuchen wollte: Klaus Gamper. Er erwies sich als absoluter Glückstreffer für das junge Amateurtheater.

Außer den Vorstellungen auf der heimischen Bühne trat das Kellertheater immer öfter auch auf Veranstaltungen außerhalb Wetzlars in Erscheinung: Auftritte bei Theatertagen in verschiedenen Städten Deutschlands, Hessentagen, der Bundesgartenschau und auswärtige Gastspiele wurden neben den Vorstellungen im eigenen Haus Bestandteil des jährlichen Programms.

Die Spielzeiten 1989/90 und 1990/91 brachten den Abschied von den vertrauten Räumlichkeiten im Wetzlarer Hof, der umgebaut werden sollte. Wieder einmal hieß es: packen und umziehen. Mit dem Stück „Montserrat“ von Emmanuel Roblès gelang den Wetzlarern ein eindrucksvoller Abschied.
Für die nächsten zwei Jahre fand die Mannschaft der Amateurbühne eine Bleibe im Industriepark Beck am Taubenstein in Garbenheim. In liebevoller Arbeit wurden die neuen Räume einer ehemaligen Dreherei renoviert und theatergerecht hergerichtet.

Etwa 70 Zuschauer fanden dort Platz, als sich im Herbst 1989 der Vorhang zur 14. Spielzeit wieder öffnete. Erstmals gab es zwei Premieren in einer Spielzeit: „Bleiben Sie zum Abendessen“, eine spritzige englische Komödie und „Gespenster“, der Klassiker der Weltliteratur von Henrik Ibsen.
Unterstützt durch die Stadt Wetzlar, die zu den Aufführungszeiten für die Theaterinteressierten eine zusätzliche Buslinie und Haltestelle am Taubenstein einrichtete, hielt das Wetzlarer Publikum seinem Theater auch an dem etwas abgelegenen Standort die Treue.

Im Januar 1991 kehrte das Kellertheater in seine neue Spielstätte am alten Platz in der Stadthalle mit nunmehr 99 Sitzplätzen zurück und Agatha Christies „Mausefalle“ schnappte zu.
Zwei Stücke pro Spielzeit waren nunmehr fester Bestandteil des Spielplans und wurden vom Wetzlarer Publikum begeistert angenommen. Ein großes musikalisches Rahmenprogramm mit Jazz-Frühschoppen, Opern- und Musical-Soirée, Liederabend, Harfen-Violinen-Konzert und Opern-Operetten-Abend bereicherten den Spielbetrieb des Neuen Kellertheaters.

Der plötzliche Tod Klaus Gampers am 26.11.1991 und der von Karl Benk drei Wochen später am 18.12.1991 überschatteten diese Spielzeit.
Trotz der Trauer um beide Verstorbenen musste die Arbeit weitergehen und so verzauberte ab November 1991 „Die kleine Hexe“ erstmalig auch das jüngste Theaterpublikum.

Zu einem kurzen Ausflug nach Kassel startete im Januar 1996 ein Teil der Mitspieler, um die Sendung „8 und fertig, los“ für das Hessische Fernsehen aufzuzeichnen. Hans-Peter Rückert und Frank Becker stellten eine Szene aus der Zeit Oscar Barnacks und der Erfindung der Leica nach.

Nach Rücksprache mit Ordnungsamt und Feuerwehr konnte das Kellertheater seine Kapazität auf 120 Sitzplätze erhöhen: „Die Chance, eine Karte im stets ausverkauften Haus zu bekommen, stieg dramatisch.“

Seit 2001 hat das Kellertheater seinen festen Platz im Festspielkalender der Stadt Wetzlar.

2002 wurde mit dem Auf- und Ausbau eines „Regisseurpools“ begonnen. War es in den Jahren zuvor einem „Hausregisseur“ vorbehalten, die Stücke zu inszenieren, kann nun auf verschiedene Regisseure, insbesondere auch aus dem eigenen Ensemble, zurück gegriffen werden.

Der Verein wurde im November 2003 von der Stadt Wetzlar mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet.

Seit 2003 ist die Musicalgruppe F’act fester Bestandteil des Neuen Kellertheaters. Mit der ersten Produktion im Haus „I love you, you’re perfect – now change!“ ersang und erspielte sich die Gruppe um ehemalige Musical-AG-Mitglieder der Wetzlarer Goethe-Schule auf Anhieb die Sympathien des Publikums.
Seither werden pro Spielzeit drei Produktionen auf die Bühne gebracht: zwei Schauspiele und ein Musical.

In den letzten Jahren steigt in den Spielpausen die Nachfrage nach Gastspielen. So waren u. a. schon Angelo Kelly, Johannes Scherer, Maddin Schneider, Thorsten Havener, Matthias Keller, Sven Görtz, Vince Ebert, Dietrich Faber und Andy Ost zu Gast.

Auch das Neue Kellertheater Wetzlar geht mit der Zeit: seit Herbst 2008 ist es möglich, Karten online und deutschlandweit an allen bekannten Vorverkaufsstellen zu erwerben.

Wenn man bedenkt, dass nahezu alle Mitwirkenden berufstätig sind und das Kellertheater nur „nebenbei“ betreiben, ist es schon erstaunlich, auf welche Erfolge diese Gruppe zurückblicken kann.

Auch das Ensemble unterliegt einem stetigen Wandel: Berufliche und private Gründe sorgen für Veränderungen. Derzeit sind etwa 70 aktive Mitglieder/Mitarbeiter im Kellertheater tätig.